Therapiearten und -methoden

Welche Arten gibt es und welche werden von den Krankenkassen bezahlt?


 

Tiefenpsychologisch-orientierte Psychotherapie (TP)

Dieses Verfahren basiert auf den psychoanalytischen Theorien und soll sich nur mit umschriebenen Problemen bzw. Problembereichen der Patienten beschäftigen.
Die TP hat aber eine Stundenbegrenzung auf maximal 100 Stunden, der Durchschnittsfall ist mit 50 Stunden veranschlagt, was den Handlungsspielraum einengt.  Im Fokus der TP stehen klärungsorientierte Prozesse. Das bedeutet,  es werden bewusste und unbewusste Konflikte aufgedeckt und mögliche Ursachen der Störung herausgearbeitet. Es werden vorwiegend Problembeispiele aus dem aktuellen Leben der Patienten betrachtet, diese aber durchaus mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit in Beziehung gesetzt. Der Therapeut ist dabei helfender Partner.

Moderne tiefenpsychologische Modelle, die sich von der klassischen Psychoanalyse deutlich unterscheiden, sind hilfreich, Ursachen zu erklären, und wissenschaftlich fundiert.

Aktive bewältigungsorientierte Vorgehensweisen werden von vielfältig ausgebildeten Therapeuten integriert. Die Bewältigung bezieht sich dabei auf den zugrunde liegenden Konflikt und das aktuelle konflikthafte Geschehen. Einsicht in die Funktionsweise der eigenen Psyche sowie emotionale Klärung, Akzeptanz und Integration werden dabei als wichtigster Veränderungsfaktor gesehen.

Für die Bewältigung von ausgeprägten psychischen Störungen, wie beispielsweise Angst-, Zwangs- und Essstörungen usw., reicht Einsicht in der Regel nicht aus. Zur Bewältigung sind aktive verhaltensorientierte Vorgehensweisen notwendig, die von tiefenpsychologisch Bearbeitung der Ursachen begleitet wird.

Die Krankenkassen bezahlen bis zu 100 Stunden mit meistens 1 bis 2 Sitzungen pro Woche.

Beurteilung

Für Klärungsprozesse und Konfliktbewältigungen hilfreich. Für automatisierte Symptome, die durch Teufelskreise aufrecht erhalten werden, muss die Therapie mit einem verhaltenstherapeutischen Vorgehen ergänzt werden. Dies kann auch ein entsprechen geschulter tiefenpsychologisch-orientierter Therapeut. Die strikte Trennung der Therapieschulen ist wissenschaftlich nicht mehr haltbar, aber oft politisch noch gewollt.

Kognitive Verhaltenstherapie (VT)

Die Kognitive Verhaltenstherapie ist ebenfalls nicht einheitlich, sondern es kommen verschiedene Modelle zur Anwendung, die von den Therapeuten in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung angeboten werden. Es gibt Therapeuten, die sehr klassische, das heißt auf das Verhalten fokussierende Strategien anbieten und andere, die dieses Vorgehen mit den wichtigen gedanklichen und emotionalen Aspekten ergänzen.

Diese kognitiv-verhaltenstherapeutischen Modelle sind aus der psychologischen Forschung abgeleitet oder von dieser als sinnvoll und erfolgreich bestätigt worden. Im Idealfall werden individuell Klärungs- und Bewältigungsprozesse optimal kombiniert. In der Klärungsphase werden Ursachen der Entstehung und der Aufrechterhaltung der psychischen Störung erarbeitet. Hier sollten die emotionalen Probleme und Konflikte genauso betrachtet werden wie die psychischen Symptome.

In der Bewältigungsphase werden Strategien und Vorgehensweisen erlernt, die die Probleme aktiv lösen können. Dies beinhaltet sowohl eine aktive Veränderung des Denkens und als auch eine aktive Veränderung des Verhaltens.

Beurteilung

Die Möglichkeiten der modernen KVT umfassen viele wissenschaftlich überprüfte Vorgehensweisen, die nachweislich zeitnahe und effektive Ergebnisse erzielen können. Dennoch tauchen mehrere Probleme dabei auf. Die VT hat bis vor kurzem keine eigenen Konzepte für den Körper anbieten können, entsprechend bietet sie bei psychomatischen Beschwerden wenig Ansatzpunkte. Auch die Existenz von Emotionen und der Umgang damit ist in der Geschichte der Verhaltenstherapie ein Novum. Das bedeutet, dass im Einzelfall nicht alle wichtigen Faktoren gleichermaßen berücksichtigt werden. Mal ist der Schwerpunkt zu sehr auf dem Bewältigungsaspekt gelegt, mal zu sehr auf den Klärungsprozessen. Der jeweils andere Aspekt kommt dann zu kurz, was sich negativ auf das Gesamtergebnis auswirken kann. Aktive Übungssequenzen müssen aber in der Regel zur Anwendung kommen.

Psychoanalyse (PA)

Der Begriff Psychoanalyse klingt sehr professionell und erscheint als wissenschaftliches Verfahren wie Laboranalyse oder Röntgenanalyse. Die der Psychoanalyse zugrunde liegenden Modelle sind aber mit biologischen oder biochemischen Analysen nicht zu vergleichen. Die Psychoanalyse ist ca. 100 Jahre alt und wurde von dem bekannten Arzt Sigmund Freud begründet. Ihm gebührt die Ehre, Psychotherapie als ernstzunehmendes Behandlungsverfahren in die Medizin eingeführt und unbewusste Prozesse im Menschen als wirkungsrelevant herausgestellt  zu haben. Die Theorie hat  durch Freuds Schüler viele Modifikationen erfahren und besteht deshalb heute letztlich wiederum aus vielen eigenen sich unterscheidenden  Therapieschulen.

Die theoretischen Modelle sind größtenteils nicht wissenschaftlich überprüft und würden einer Überprüfung wohl auch nicht standhalten. Trotzdem ist eine positive Wirksamkeit bei psychischen Störungen durch Studien nachgewiesen. Dass diese positiven Ergebnisse aber auf das spezielle Vorgehen der PA zurück führen ist, ist unwahrscheinlich.

Ein wesentliches Merkmal der PA ist, dass diese Behandlung in der Regel sehr lange dauert (100 bis 320 Stunden und weit darüber hinaus) mit 3 bis 5 Sitzungen in der Woche. Die Idee dabei ist , dass der Patient ungünstige Beziehungsmuster aus der Kindheit in die Beziehung zum Therapeuten "überträgt", das heißt wiederholt, damit aus dem Unbewussten hervorholt und der Bearbeitung zugänglich macht. Der Patient verbringt typischerweise die Zeit liegend auf der Couch und erzählt, was ihm  durch den Kopf geht und/oder was er geträumt hat. Der Analytiker deutet dann diese Aussagen. Das Ziel ist, dass Menschen in der Beziehung zum Therapeuten "nachreifen" und ihre Probleme dadurch bewältigen können.

Beurteilung

Der zeitliche und finanzielle Aufwand und die dabei erzielten Ergebnisse rechtfertigen die Durchführung heute oft nicht mehr. Andere Vorgehensweisen sind insgesamt schneller und effektiver.